This is about a find. A man died, a woman died. A house was for sale. During the cleaning process a case was found. In the case were a lot of notebooks, writings of all kind. In a spell of sentiment, the real estate agent kept the case and gave it to an aquaintance of her. Some of the pieces found in the box will appeare here in random order, bit by bit. They are mostly in German language but it seems in a later periode the author switched to English. Some words or syntaxes are grammaticaly incorrect. No provereading is done.
To be continued….
The Pieces – Die Stücke
(1) Gezeitenwechsel – Turn of the Tide
Gezeitenwechsel
Kein Zeichen von Leben kam aus dem hingestreckten Körper. Lore fühlte die Temperatur des Verstorbenen und schätzte, dass der Tod erst in den frühen Morgenstunden eingetreten sein konnte. Es war nicht der erste Leichnam, den sie als erste Person auffand. Das Sanatorium war ein Ort des Kommens und Gehens gewesen und mancher Patient verließ die Heilstätte in einem Leichenwagen. In den Jahren, in denen sie dort ihren Pflegedienst versah, kam es drei Mal vor, dass einer ihrer Schützlinge am nächsten Morgen die Augen nicht wieder auftat. Die 79jährige Frau von Eschenbach fand sie leblos auf dem Fußboden liegend. Sie war auf ihrem Weg zur Toilette zusammengebrochen. Herr Otterbeck und Frau Zwiesel lagen wie friedlich schlafend im Bett, doch Lore spürte immer sogleich, wenn sie das Zimmer eines Verstorbenen betrat, die besondere Aura in diesen Räumen. Der Tod lag in der Luft. Das Tasten nach dem Pulsschlag, das Prüfen der Atemfrequenz, war für sie nur mehr eine Bestätigung.
Damals war ihre Pflicht damit getan, den Stationsarzt herbeizurufen und den Toten für den Abtransport vorzubereiten. Doch hier und jetzt, konnte sie niemanden informieren oder um Hilfe bitten. Sie stand ganz alleine in der Pflicht zu tun, was getan werden musste. Dass der Tag einmal kommen würde, war absehbar und so war ihr Plan, wie in dieser Situation zu verfahren sei, längst gefasst. Ihrem Sohn Ludwig befahl sie auf den Laden aufzupassen und auf keinen Fall in den Keller zu kommen.
„Und das Frühstück für Friedrich“? fragte er.
„Ist heute nicht nötig mein Junge“, antwortete die Mutter ohne die geringste Regung in ihrer Stimme.
Sie benötigte nur zwei Stunden, dann war es getan. Die losen Steinplatten lagen wieder an Ort und Stelle. Nur an der frischen Ausfugung war die Veränderung zu bemerken. Fünf Eimer sandige Erde, das war das Volumen, das der Körper verdrängte. Sie verstreute den Überschuss im kleinen Garten hinter dem Haus. All den Dingen im Keller, die noch an Friedrich erinnerten, wie Kleidungsstücke, Schriftstücke, würde sie sich später annehmen und dann würde nichts mehr an den Menschen erinnern, der hier unten über Jahre hinweg ein Leben nach dem Tod verbrachte. Sie fühlte sich befreit von einem gewaltigen Druck, dem sie jahrelang ausgesetzt war. Eine lange Periode ihres Lebens haderte sie mit sich selbst. Sie war eine rechtschaffene Person und nächtelang verfolgten sie schlimme Gewissenbisse ob hier nicht einem Menschen Unrecht getan wurde. Sie sah, wie Friedrich langsam wieder wacher wurde und manchmal hätte sie ihn gerne ans Licht nach oben geführt. Elisabeth und Alwine, die einzigen Mitwisser, waren längst tot. Einmal hatte sie sogar die verrückte Idee ihn wieder gesund machen zu können und ihn als heimgekehrten unbekannten Kriegsgefangenen, den Nachbarn vorzustellen. Es wäre ein Leichtes gewesen in dieser Zeit in der viele Todgeglaubte unerwartet wieder bei ihren Familien auftauchten. Doch sooft sie auch die Situation durchspielte, immer wieder blieb sie an einer Stelle hängen – Ludwig! Er war ein gutes Kind, nicht bösartig, nicht falsch, nicht schwachsinnig, wofür ihn die meisten Menschen hielten. Ihm fehlte es nur an innerem Antrieb etwas selbständig zu tun. Das was man ihm auftrug wurde von ihm erledigt, wenn es nicht gar zu komplizierte Abläufe waren. Sie wusste, was sie von ihm verlangen konnte und sie wusste auch, dass sie sich in dieser bestimmten Hinsicht auf ihn Verlass war. Die eigentliche Schwierigkeit für ihn war, sich auf Veränderungen ein- und umzustellen. Doch einmal die neue Situation adaptiert, war auf Ludwig Verlass, ja.
Lore überlegte, wie sie ihrem Sohn am Besten beibringen konnte, dass Friedrich gegangen war. Schließlich war Ludwig es, der sich in den letzten Jahren, um den Untermieter fast alleine kümmerte. Nicht an einem einzigen Tag, vergaß er Frühstück oder Abendbrot für die Kellerassel, den Spitznamen, den er selbst für Friedrich erfunden hatte.
„Die Kellerassel? Gegangen? Wohin?“
Ludwig war irritiert. Zappelig saß er am Tisch, überfordert mir der neuen Situation, die er sich nicht erklären konnte.
Am nächsten Tag bereitet er wie immer das Frühstück vor um es in den Keller zu bringen.
Wieder erklärte ihm die Mutter, dass Friedrich gegangen sei und Ludwig benahm sich so, als sei dies die erste Neuigkeit des Tages. Dasselbe Spiel begann von Neuem. Es brauchte Zeit und ständige Wiederholung um Ludwig etwas beizubringen, aber sehr bald würde Ludwig es begreifen, dessen war sich Lore sicher. Es bedurfte nur der ständigen Wiederholung.
Zwei Tage später bekam Lore ein schweres Fieber. Sie begann zu phantasieren, fiel in schwere Fieberträume. Wenn sie bei Sinnen war, gab sie Ludwig Instruktionen, Dinge die zu tun waren, für den Fall der Fälle. Sie glaubte, sie könne das Fieber ohne ärztliche Hilfe überstehen. Kurz bevor sie starb sagte sie in ihrem Fieberwahn zu Ludwig: „Und vergiss das Frühstück für Friedrich nicht.“